Die „aktive Grafik" war die erste und größte Entdeckung von Vladimír Boudník (1924-1968) auf dem Gebiet der grafischen Techniken. Er hatte sie im Herbst 1955 „erfunden", dank seiner Arbeit in einer Fabrik. Zuvor hatte er Matrizen aus gebrauchten Blechen mit der klassischen Technik der Kaltnadel bearbeitet. Nun war er darauf gekommen, dass auch zufällige Gebrauchsspuren ebenso ihre ästhetischen Qualitäten haben, und so begann er die Bleche mit dem Hammer und anderen Werkzeugen zu bearbeiten und Stücke von Abfallmaterial in sie einzubringen. Das Ergebnis waren abstrakte dynamische Kompositionen, die einen völlig originellen tschechischen Beitrag zur Abstraktion der Nachkriegszeit darstellen. Nach dem Jahr 1959 überwog in seiner Arbeit zwar die „strukturale Grafik", eine weitere seiner bedeutenden Entdeckungen, die darauf beruht, dass Abdrucke von Materialien mit interessanten Texturen gewonnen werden. Freilich kombinierte er danach manchmal auch beide Verfahren und stellte immer wieder neue Abdrucke von seinen „aktiven" Matrizen her. Die intime Ausstellung präsentiert eine seiner bekanntesten aktiven Grafiken in siebzehn verschiedenen Abdrucken, die in einem Zeitraum von mehreren Jahren entstanden. An ihrer parallelen Präsentation möchte die Ausstellung Boudníks spezifisches Herangehen an die Grafik dokumentieren, insbesondere die Entwicklung seiner Arbeit mit der Farbe.