Das Duo Jiří Franta – David Böhm überprüft und überschreitet in obsessiver Weise die Grenzen der Zeichnung. Deutlich erkennbar ist nicht nur die Handschrift ihrer Zeichnungen, an denen sie in der Regel parallel oder abwechselnd arbeiten, sondern ebenfalls die performative Herangehensweise, die das klassische zweidimensionale Medium um eine weitere Dimension erweitert: um die Zeit. Gewöhnlich ist das Ergebnis ihrer Arbeit ebenso wichtig wie der Prozess, durch den es zu ihm kommt. Strategisch setzen sie sich die verschiedensten, häufig völlig absurden Hindernisse und Beschränkungen, die die Virtuosität der zeichnerischen Linie stören. Im Fall der jetzt stattfindenden Ausstellung habe sie sich entschieden, mit ausgewählten Bildern aus dem Sammlungsbestand der Egerer Galerie der bildenden Kunst (GAVU) zu arbeiten. Unter den Bedingungen einer Galerie tragen die Bilderrahmen dazu bei, die Malerei als autonomes Ganzes wahrzunehmen, das von den benachbarten Bildern getrennt ist, aber ebenso von der umgebenden Realität. Franta und Böhm gehen genau in die entgegengesetzte Richtung vor. Durch die direkt auf die Wand der Galerie aufgebrachte Zeichnung verbinden sie scheinbar ungleichartige Werke unterschiedlicher Autoren und Stile miteinander und interpretieren sie neu. Auf der einen Seite verstoßen sie so gegen ein in Galerien geltendes Tabu, auf der anderen Seite enthüllen sie unterdrückte Prozesse der Wahrnehmung, die sich gewollt oder unwillkürlich in der Imagination eines jeden Betrachters abspielen.